Archiv der Kategorie: zulumbus-news

Unser Online Blog. Die aktuellsten Neuigkeiten direkt von Bord unserer Segelyacht.

wir mögen Küchenrollen

Bernhard hat mich wieder einmal überzeugt. Kaum ein Einkauf, bei dem wir nicht mit ein bis zwei Großpackungen Küchenrollen aus dem Geschäft spazieren.

Die Dinger sind eben so praktisch. Wenn das Geschirr gewischt statt gespült wird, spart man Wasser.

Wenn es über 4 Bfr bläst werden sie in Unmengen in Kästen und Schwalbennester gestoft um lästiges Klappern zu vermeiden.

Man nimmt sie als Tischtuch, dann als Serviette und zuletzt als Taschentuch (Reihenfolge beachten!). Nur von der Toilette sind sie tunlichst fernzuhalten, da sie sich nicht schnell genug im Wasser lösen.

Paniert sollen sie sogar schon als Wiener Schnitzel Ersatz durchgegangen sein und einzelen Tücher haben literweise Wasser aus nassen Stiefeln gesaugt. Danach könnte man aus den gebrauchten sicher noch Cordon bleu machen …  Mahlzeit!

Wolfgang

an alle Krebse dieser Welt

Kochen und Essen sind eine wichtige soziale Zeremonie an Bord, teilen den Tag und fördern die Kreativität. Obwohl wir die vier Gewürze und drei Gemüse
in immer neuer Reihenfolge mischten und sich daraus sehr gute Gerichte kreieren liessen, wuchs doch über die Zeit der Wunsch nach etwas kulinarischer Abwechslung.

Kein Wunder also, als ich von einem älteren Pärchen hörten, wie einfach es doch sei, Krabben zu fangen. Kurz nach dem Ankern wird der Krabbenkorb ausgelegt und etwas später wieder hochgezogen. Das klingt interessant. Als wir dann am Abend bei Tanja, der Hafenmeisterin von Prince Rupert zum Bier eingeladen waren, lenkte ich das Gespräch geschickt aufdieses Thema, wo denn einen günstigen Krabbenkäfig zu bekommen wäre? Am Müllplatz, hinter den Container liegt einer, den könnte ich mir morgen holen.

Noch am selben Abend lag das gute aber rostige Stück vor unserem Schiff auf dem Steg. Bewaffnet mit Zange und Kabelbinder wurde er wieder auf den neuesten technischen Stand gebracht.

Ab ging´s in den Greenville Channel und bei 8 Knoten mit Strom rauschten wir die schneebedeckten Bergketten entlang. In der Bucht von Lowe Inlet war dann mal Schluss. Wir fuhren bis knapp an den Wasserfall und kurz nach dem Anker ging der Krabbenkorb in die Tiefe. An nächsten Morgen zog ich ihn erwartungsvoll hoch – nichts. Also die Köderdose neu mit Hering gefüllt und 2. Versuch.Noch einmal war der Korb leer.

Beim dritten Mal waren dann zwei Krabben von stattlicher Grösse im Korb. Mit einer Hand den Korb halten, mit der zweiten den Aussenborder starten und mit der dritten lenken… “Bernhaaard!” .

Für den Topf mit kochendem Wasser waren sie zu groß. Mit Messer und Schutzhandschuh bewaffnet wurde der Käfig an Land gebracht. Aber wird der Panzer wirklich zerbrechen und schreien sie nicht noch bevor sie sterben.

 

Hmm, sagte Bernhard, ich glaub du musst sie  alleine essen. Tief schauten wir den beiden in die Augen und öffneten den Käfig. Die erste sprang richtig ins Wasser, so wenig traute sie ihrem Glück, die zweite, etwas benommen, folgte ihr. Erleichtert und mit einem Lächeln auf den Lippen schauten wir ihnen nach. Für den Schutz der Tiere und mögen sich die Götter beim nächsten Sturm an die Crew der Zulumbus erinnern.

Wolfgang

 

einen Bären aufgebunden

Der Beginn des Weges zum oberen Wasserfall war gut beschrieben: am Ende der Bucht, am östlichen Ufer.

Es war trotzdem nicht leicht ihn zu finden.

Ich hielt auf die Steine am Ufer zu und zog das Dingi aus dem Wasser. Hinter dichten Gestrüpp verbarg sich ein verzauberter Wald.

Bast hing von den Zweigen, Bäume lagen kreuz und quer und dazwischen plätscherte ein munteres Bächlein.

Nordischer Regenwald sagen die Einheimischen.

Hinter dem Wasserfall erstreckte sich ein einsamer See, dahinter schneebedeckte Berge unter blauem Himmel.

 

Der Weg zurück war dann leicht zu finden.

Hinter der letze Kurve, plötzlich stand ein Bär vor mir. Er war keine 5 Meter entfernt, ein brauner Bär.

Erschrocken drehte er sich um, ich hatte ihn wohl überrascht. Zuerst unschlüssig, dann warf er den Kopf auf die Seite und fletschte die Zähne.

Er lief auf mich los, drehte im letzten Moment ab. Scheinangriff, schoss es mir durch den Kopf. Im Gegensatz zu schwarzen Bären, für die wir Menschen eine Nahrungsquellen sein können, greifen Braunbären nur an, wenn sie sich in Gefahr wägen. Halb ohnmächtig sank ich zu Boden. Die Hände um den Hals! Bären beißen den Opfern in den Nacken.

Und dann griff er an. Aus den Augenwinkeln konnte ich ihn angerannt kommen sehen. Sein Atem hechelte und stank fürchterlich. Das Maul weit offen hielt er plötzlich inne. Irgend etwas hatte ihn abgelenkt. Seine Pranke streifte meinen Rücken aber er war nun ruhiger, unschlüssig.

Lange lag ich noch regungslos bevor ich mich zu zu bewegen traute. Zuerst zögerlich und dann in schierer Panik stürzte ich zum Dingi und schob es ins Wasser.

“Tatari-Trara, es ist 3 Uhr morgens”, sagte die angenehme Damenstimme auf dem Handy. Ich musste raus aus dem angenehm warmen Schlafsack –  hinaus in die Kälte – die Tage beginnen früh hier im Norden.

Wolfgang

bye bye Alaska

Aller Abschied ist schwer!? Aber ganz so schwer ist uns dann der Abschied aus Alaska wiederum auch nicht gefallen. Das Wetter war die letzten Wochen ganz und gar nicht einladend und mit jeder Seemeile nach Süden wurde es wärmer und angenehmer.


Wir hatten hier im Norden viele tolle und wunderschöne Erlebnisse – doch wir waren einfach noch zu früh in der Saison unterwegs um ein paar sonnige Tage zu geniessen.

Nun ist die kanadische Fahne gehisst und nach kurzen Anlaufschwierigkeiten haben wir dann um 3 Uhr morgens in Petersburg einklariert. Man meldet sich hiertelefonisch beim Zoll. Doch der wachhabende Beamte  war über unseren frühmorgendlichen Anruf so ganz und gar nicht erfreut. Doch irgendwann erhielten wir dann doch mürrisch unsere Einklarierungsnummer für die weitere freie Fahrt in den Süden.

 

Leben mit dem Bären

Vorbei ist die Zeit alsman unbeschwert mit Schneeschuhen durch die Wälder wandern konnte. Nun ist er aufgewacht, der Bär.

Seit zwei Tagen ist er hier, stillt unverschämt nahe an unserem Schwimmsteg seinen Hunger nach frischen Pflanzen.

Freundlich sieht er aus, der 2-jähige Jungbär, hebt lässig den Kopf, wenn Menschen in seine Nähe kommen, frisst und verschwindet eventuell und langsam hinter einem Baum.
Doch halt, er ist eben nicht nett und flauschig und lässt sich so gar nicht mit unseren Worten und unserem rationalen Denken fassen. Wie aus einer anderen Welt aber vemutlich sind wir es die aus einer anderen Welt kommen?

Er ist halt da wenn man den schmalen Weg zum oberen See wandert oder im Badhaus in der Wanne im Termalwasser liegt. Man wird seine Anwesenheit gewohnt, wenn er freundlich vom fressen aufschaut. Kann man sich ja locker leisten, wenn man am oberen Ende in der Nahrungskette steht.

Im Grenzbereich des Möglichen

Wir sind nun schon ein paar Tage auf See. Das Wetter hier in Alaska ist durchwachsen und die Nächte kalt. Doch die Kompassnadel zeigt steil nach Süden – das gibt Hoffnung.
Ich liege von meiner letzten Wache noch müde in der Koje und verspüre plötzlich wie das Schiff steil nach rechts schwenkt.

Ein kurzer Blick auf meinen Kompaß bestätigt – Westen ist nicht unsere Zielrichtung! ´
“Wolfgang, what´s up? Wir sind ab vom Kurs! Wir wollen nach Süden: to the sun, to the fun!”. Doch Wolfgang entgegnete nur kurz angebunden “Yepp, to the fun. Lass dich überraschen Bernhard!”.

Und tatsächlich – nach zwei Meilen tauchetvor einem Wasserfall ein Anlegesteg auf wie er schöner nicht liegen könnte. Auch der Name der Bucht klingt verheißungsvoll: “warm springs” – zu deutsch “warme Quellen”.

100m vom Steg entfernt wurden wir dann auch gleich fündig: ein kleines Badehaus zur freien Benutzung. Die Badewannen waren schnell mit dem heißen schwefelhaltigen Thermalwasser gefüllt und dann hieß es langsam, ganz langsam in das brühend heiße Wasser zu steigen.

 

Wir waren uns beide einig: das ist der Grenzbereich des Möglichen – heisser geht es nicht!

aller Anfang ist schwer…

Es ist bereits Ende April. Die Temperaturen hier in Österreich haben die 20 Grad Grenze schon längst überschritten.

Es ist an der Zeit die Segel zu setzen und aufzubrechen!

Das Schiff liegt im Hohen Norden von Alaska, in Seward. Nun gilt es das Boot auszuwintern und seeklar zu machen.

Doch die Bedingungen sind alles andere als günstig. Regen, Schnee und noch mehr Regen! Doch trotz dieser wiedrigen Bedingungne schaffen wir es dann doch noch das Schiff pünktlich wie geplant ins Wasser zu kranen und loszustarten.

Wolfgang, ein Freund aus Tirol, wird mich nun für ein Monat bis ins wärmere Kanada, nach Vancouver, begleiten.

Winterpause

Ich sitze in der warmen Gaststube – ein Blick auf die Straße sagt mehr als tausend Worte.

Die Segelsaison neigt sich nun definitiv dem Ende. Doch nach 10 Monaten auf See fällt mir der Abschied diesmal nicht schwer.

Das Schiff ist  winterfest gemacht – die Koffer sind gepackt und in kürze geht es mit dem Bus zum Flughafen.